Das Buch

Wir alle sind Zwitter, Egoisten und miteinander verwandt Katharina Beta

Wir alle sind Zwitter, Egoisten und miteinander verwandt

Umschlag Buch

Buchdetails

Erscheinungsdatum Erstausgabe : 15.05.2017

Aktuelle Ausgabe : 15.05.2017

Verlag : Die Blaue Eule

ISBN: 9783899244526

Flexibler Einband

Sprache: Deutsch

Themenstellung: In diesem Werk wird davon ausgegangen, dass das erste Individuum einer Art einzigartig und unberechenbar war.

Aus dem Göttlichen („Alles in Allem“) wurde – Ihm ähnlich – ein Wesen („Alles in Einem“) gebildet. Es war doppelgeschlechtlich, männlich und weiblich in einem. Die Einheit war der Beginn.

Das Individuum – ich nenne es Mensch – liebte sich selbst und war fähig neues Leben aus sich selbst zu zeugen, musste jedoch nach dem Gebären sterben.

 

Die Einheit ging verloren als Zwillinge ins Dasein traten. Aus einem Organ hatten sich zwei Teile entwickelt. Weil eines der Wesen hatte, was dem anderen fehlte, entstand daraus das Bedürfnis, wieder eine Einheit zu werden. Unser menschliches Verhalten lässt vermuten, dass wir nach Jahrmillionen in der Folge noch mit den ersten Genen leben. Zu dem, was in diesem Buch über das Grundverhältnis zwischen Mann und Frau gesagt wird – über die geschlechtliche Liebe und die Ehe –, gehört auch das seelisch- geistige Empfinden. Wenn ein Mensch einen anderen Menschen liebt, sei es nun, dass er mit dem Herzen oder mit dem Verstand liebt, nur mit dem Leib oder auch mit der Seele, so liebt er doch immer nur aus Bedürftigkeit oder zum Vergnügen, also aus Egoismus. Das Wort Liebe hat entweder diesen Sinn oder gar keinen. Der Mensch ist Egoist, das war zu keiner Zeit anders,

und ich überlasse es meinen Lesern, darüber nachzudenken.

Lebensweg

I. Kapitel

Niemand kennt den Weg, den du vor Dir hast.

noch nie ist jemand deinen Weg gegangen.

Niemals wird ein anderer diesen Weg gehen, denn er ist dein Weg.

Die ganze Schöpfung ist für dich da.

Das ist ein überwältigendes Wort. Gott, der Schöpfer (der Alles in Allem und daher allwissend), hatte einen Plan und es war ihm nicht unmöglich, ein Individuum zu schaffen, das fähig sein würde, sich selbst zu lieben. Er suchte das Gespräch mit der Göttlichen Weisheit, die ihn grundlegend inspirierte.

Die Idee – ein irdisches Lebewesen zu bilden, Ihm ähnlich - verlangte alle Liebe und Aufmerksamkeit. Geist schafft Liebe. Aus einem Haufen Zellen bildete Gott für dieses Wesen, das alles in einem wurde ( also zweigeschlechtlich), ein vollkommenes Organ, in dem eine weibliche und eine männliche Keimzelle miteinander verschmelzen - und den Keim zu einem neuen Individuum bilden sollten. Eine Ei- und eine Samenzelle waren für diesen Schritt einzigartig vorbereitet. Sie gingen nicht aus einer gewöhnlichen Zellteilung hervor, sondern aus einer „Reduktionsteilung“ und besaßen daher nicht die doppele sondern nur eine einfache Ausrüstung an Erbgut. Ein befruchtetes Ei entstand als Fusionsprodukt, als Grundstein für einen neuen, unabhängigen Organismus. So begann der Automatismus mit Namen Leben. Wir alle haben darin unseren Urgrund.

So begann es:

Das geheimnisvolle Wesen bezeichnen wir als Alles in Einem, denn es war doppelgeschlechtlich, das heißt, männlich und weiblich in seiner Art. Es lebte anfangs unbefangen und friedlich im Garten des Planeten Erde und hatte nichts Vergleichbares, es war allein mit sich selbst.

Das natürliche Leben rundherum war unerforscht, machte neugierig. Bald lernte das Wesen seltsame Emotionen in sich aufkeimen, suchte nicht nach der Ursache. Vorstellungen begannen es zu bewegen; irgendetwas in ihm strebte nach Veränderung, noch nichts Konkretes, denn es gab keine Vergleichsmöglichkeit.

An einem Morgen lichtete sich der Nebel über dem Feld; aus der Tiefe ihres Lichts wärmte die Sonne die Erde und das Wasser. Wahrnehmen und Empfinden wurden zu Strömen, als der Wind kam und den Körper umschmeichelte. Bald spürte es den Wunsch nach einem kosmischen Orgasmus. Es fühlte im tiefen Innersten eine Erregung wachsen. Etwas in diesem Körper verstärkte den Wunsch, die Liebe zu erleben. Das war im Grunde nicht außerordentliches, denn es war im Laufe der Zeit geschlechtsreif geworden und hatte männliche und weibliche Keimzellen. Das Wesen freute sich an seiner Erregung... Energie begann überall im Innersten zu fließen, jede Zelle war einbezogen. Die Verwandlung geschah: Eine plötzliche Freude ergriff das Wesen, das Weibliche beglückte das Männliche in ihm. Augenblicklich fühlte es etwas in sich aufgehen, zentriert im Aufkommen der eigenen Energie, ein Moment, in dem beide Elemente in ihm Freude, Glück, und Segen fühlten im totalen Einssein mit dem Göttlichen; Einssein mit der Existenz, das weibliche und das Männliche im Wesen hatten sich herausgefordert...begannen sich gegenseitig zu genießen.... verschmolzen nach Art vollkommen in Liebe und Zeitlosigkeit ... (Seite 28ff.)

 

II. Kapitel

Sind wir Zwitter?

Zwei Individuen, aus Zellhaufen entwickelt, bildeten den Anfang. Wie wurde es jenen vor Millionen Jahren möglich sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern? Warum musste überhaupt zwei Geschlechter entstehen? Wer sich fortpflanzen will, muss zunächst einen Partner haben. Pflanzen und Tiere, Lebewesen aller Arthatten sich auf der Erde gebildet bevor der erste Mensch kam. Manche Pflanzen bedienen sich eines Insekts als „Liebesboten“. Andere Arten betreiben einen enormen Aufwand, um Ei und Samenzelle zusammenzufügen. Das erste Menschenwesen war zweigeschlechtlich, ungetrennt. Durch Selbstbefruchtung ist Leben entstanden....

Männlich ist zunächst nichts anderes als Definition des Geschlechts. Das Weibliche kann als kontinuierlich, als ursprünglich angesehen werden. Die Natur jedoch bringt ausgerechnet im Zusammenhang mit dem Geschlechtlichen bizarre Formen hervor..... Und wahrscheinlich steckt im Erbmaterial die Lösung für das Rätsel der sexuellen Evolution.

 

Menschsein: welches Wunder

Das Wort „sexuell“ kommt aus dem lateinischen „secure“, was „schneiden“ bedeutet also auf auseinandergeschnittene Geschlechter hinweist. Das Partizip zu „secure“ lautet „sexus“, was dann eben zum Begriff für das Geschlecht an sich wurde.

Entscheidend ist, dass Sexualität für die Durchmischung des Erbgutes von zweierlei Individuen sorgt. Eine wichtige Funktion des Sex ist die Reparaturen defekter Erbsubstanz......

a) Die ersten Wochen im Mutterleib erlebt jeder Mensch als Zwitterwesen.

Erst am Ende des zweiten Monats nach der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginnen die Keimdrüsen des Embryos, Botenstoffe- Hormone – zu bilden.

b) was ist das Besondere an den Genen?

Sie sind Replikatoren!

c) Sex ist die Wurzel des Lebens.

d) Der Genkomplex.

Was ist denn der Genkomplex der unser Überleben bestimmt, seit wir die ersten „Bausteine“ von den erste Individuen über die Sexualität erhalten haben? Das heißt, dass die Gene uns brisante Informationen liefern.

e) Der Umgang mit den Genen.

Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen“. Mit diesen Worten beginnt die Metaphysik, das große Werk des Aristoteles. Der Satz stellt so etwas wie das Programm der abendländischen Kultur dar.

f) Die Chromosomen .Hier möchte ich ehrlich gestehen, dass ich immer wieder erstaunt darüber bin, wie phantastisch das außerordentliche Zusammenspiel von Genen du Chromosomen ist.

g) Geschlechtsbestimmung durch Chromosomen. Während bei manchen Arten die Geschlechtsbestimmung durch Umweltbedingungen, wie Temperatur während der Embryonalentwicklung, erfolgt, wird das Geschlecht bei anderen durch die geerbten Chromosomen bestimmt. Das heißt: sie haben ein chromosomales Geschlecht.

h) Das dritte Geschlecht.

Es ist besonders in diesen Tage zum Gespräch geworden, Fragen werden immer lauter. Am Anfang war ein Individuum. Die Einheit war der Beginn.

Das Wesen war weder absolut weiblich noch absolut männlich. Es war doppelgeschlechtlich mit männlicher und weiblicher Geschlechtsausprägung; es bildete in einer Art sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen aus und befruchtete sie selbst.

i) Bleiben Sie mit mir einen Augenblickstehen...

Wir haben viel zusammengefasst was mit der Entstehung und Entwicklung des Menschen im Zusammenhang steht. Mit einem verinnerlichten Empfinden fühle ich beinahe die Gegenwart des ersten Menschenwunders, das Alles in Einem war.

Am Anfang war die Liebe zu sich selbst. Es gab kein Wissen über Gene, Chromosomen und DNS. Aus dem Organ eines Zitterwesens entwickelten sich zwei Geschlechtshälften..... Hormone kamen ins Spiel, das Sehnen der Teile nach Ganzheit begann und setzte sich fort. Was wissen wir wirklich von den Menschen, die wir Urmenschen nennen? Und ich stelle die Frage: Glaubst du an einen Anfang im Garten Eden?

j) Vollständige Botschaft empfangen wir vom Kind.

Wieder machen wir einen Sprung, um mehr darüber zu erfahren, wie sich das ICH des Menschen gebildet hat, wie er sich seines Selbst bewusst werden konnte.

 

III. Kapitel

Charakter der Liebe

a) Egoismus

Eine Symphonie über die Liebe klingt uns aus unserer Welt entgegen: Schwärmerei und unzurechnungsfähige Narrheit singt von der einen Seite, rohe Sinnlichkeit und feige Gewissenlosigkeit von der anderen Seite. Die Liebe ist aber weder eine Narrheit och eine Gemeinheit, jedoch stellt sich zugleich die Frage, woher die Verbindung kommt. Nur das Wort Selbstliebe hat den vollen Sinn des Wortes Liebe -

 

denn der Mensch kann im Grunde nur ich selber lieben und nicht den anderen,

weil er im Grunde gar nichts anders denken kann als sich selber - den anderen kann er hassen, was er wiederum sich selber nicht kann. Nur durch diesen Sinn des Wortes Liebe = Selbstliebe gewinnt das Wort Liebe (das in andere Bedeutung gebracht wurde) seinen Sinn.

Wir haben uns im Laufe der Zeit angewöhnt, von der Liebe zu einem anderen Wesen zu sprechen. Ist es nicht so, dass wir das, was wir lieben, auch haben möchten oder versuchen uns mit ihm zu vereinigen? Das geschieht nicht wegen des anderen Etwas, sondern immer wegen unserer Selbstliebe. Es geht uns um unser eigenes Streben, uns am Dasein zu erhalten (weil unsere Gene, unsere Überlebensmaschinen, es fordern).

Da liebt auch der Storch die Frösche, der Wolf liebt die Schafe, man weiß wie; und der Demiurg, der doch gewiss keinen anderen als sich selbst zu lieben vermag, „liebt“ und Menschen!

Wenn die Liebe, also die beiderseitigen Interessen der geschlechtlichen Lust, zu einer Lustvereinigung geführt haben, denn sie sind ja beide Hälften, wenn also die „Liebe“ abklingt oder endet, zeigt s ich, dass die beiden gar nicht Hälften, sondern ganz sind, nämlich ganze Egoisten.

Der Egoist war immer ganz und bleibt immer ganz; Menschen sind ganze Egoisten gegeneinander, und nur die Verbindung der geschlechtsspezifischen Zellen ist es, was sie als Liebe beieinander suchen.

b) Liebe wird gesucht

c) Liebe macht sehend

d) Liebeszeiten

Die Menschen haben den Liebestrieb ohne Ferien. Sie leben gleichsam im Treibhaus der Liebe. Da gibt es das ganze Jahr Blüte und Frucht, dabei sind Menschen einer größeren Gefahr ausgesetzt, von der Natur abzuweichen, als Tiere. An die Stelle der Vernunft tritt die Einbildung, so auch – infolge eines ununterbrochenen Liebestriebs – von der Liebe. Den - dass beim Menschen der Liebestrieb ununterbrochen dauert heißt in Wahrheit: es sind sämtliche Liebeszeiten hintereinander (im Vergleich zu den übrigen Tieren, bei denen sich periodisch die Liebe als natürlicher Trieb einstellt).

e) Eifersucht

Wenn die Liebe einer anderen Hälfte nachlässt, sagt m aalgemein: „Die Liebe ist aus“.

f) Leben in der Welt der Bewegung.

Zu diesem großen Wort gehört es, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie verschieden der Liebesegoismus ist – gedacht im Zusammenhang mit Besitz- und Geltungsegoismus. Das heißt: Menschen sind nicht nur Zweck, sondern zugleich Mittel......

g) Liebe zur Gattung.

Die Liebe zur Gattung ist im Egoisten dauerhaft, so lange der Begattungsrieb dauert, so lange dauert die Liebe, verglichen dazu dauert die Liebe zu einem bestimmten Menschen nicht an. Menschen sind unbeständig in der Liebe, das jedoch nicht wegen ihrer eigenen Unbeständigkeit, die eine Folge von Schwäche und schwacher Erkenntnis ist. Bei allem, was er als wirklich wertvoll – zum Beispiel Besitz und Ehre - erkannt hat, beweist er tatsächlich eine anhaltende Liebe, und so wäre er auch in der geschlechtlichen Liebe nicht unbeständig, wenn er hier um des Wertes willen lieben würde, des Wertes, den die geliebte Person für ich ihn..

h) Das HOHELIED

Es ist das Lied der Lieder, das eine Lied, das alle anderen Lieder übertrifft. Es ist wohl eines der vielen, die Salomo geschrieben hat, aber es ist das vorzüglichste.

Gebräuchlich ist unter evangelikalen und jüdischen Kommentatoren die allegorische Theorie der Auslegung. Es wird nicht als historischer Bericht über zwei Liebende verstanden, sondern in dem Sinne, dass die beiden Liebenden ein Symbol für etwas anderes sind. Was ist das andere? Das Hohelied Salomos muss als eine Sammlung erotischer Liebe oder als Idylle der Liebe gesehen werden. Ihr Zweck ist es, Liebe darzulegen.

Salomo erzählt die Geschichte nicht aus seiner eigenen Perspektive, sondern aus der Perspektive der Braut Sulimath. Die Akteure sind Salomo und Sulamith.

Salomo verliebt sich und beginnt, er beginnt zu werben, und besucht Sulamith in ihrem Landhaus. Sie willigt en ihn zu heiraten.

Das Hohelied beginnt damit, das Sulamith zwei Wünsche betont: Der erste Wunsch lautet: Er küsse mich. Sie nennt zwei Gründe; erstens: Salomos Liebe ist besser als Wein, und zweitens: wegen des Duftes seiner Liebe. Für das deutsche Wort Liebe gilt auch das hebräische Wort dod was dem griechischen eros entspricht, und sich auf sexuelle Liebe bezieht.

Man kann Liebe nicht kaufen, somit an auch nichts Sulimaths Liebe zum König verändern, weder Umstände noch Geld. Sie erneuern den Liebesbund da, wo er anfangs geschlossen wurde. Das Lied endet mit der Freude an der sexuellen Liebe im Gebirge ihrer Heimat.

IV. Kapitel

Am Anfang ist die Begegnung

a.) den anderen wie sich selbst lieben.

Der wahrhaft Liebende darf gar keinen Gebrauch von seiner Vernunft machen, denn die Vernunft ist die Sache der Egoisten; dem ist allerdings die Liebe, wenn sie wirklich Liebe ist, dämonische Gattungsliebe. Was wir die richtige Liebe im engeren Sinne nennen, ist ohne Kritik. Sie ist so, wie richtige Träume nur im Schlaf sind.

b) Mutterliebe- Vaterliebe.

c) Liebe berührt den ganzen Menschen

Was wir bisher im Grundverhältnis der geschlechtlichen Liebe zwischen Mann und Frau gesagt haben, erfordert die Erkenntnis, dass Menschen nicht nur schöne ästhetische Körper sind, sondern das Geist und Seele zu unserem irdischen Leben gehören. Wir wollen auch jetzt ohne Feigenblatt etwas weiten und davon ausgehen, dass die Bedingungen nicht immer himmlisch sind.

d) Die Nicht-Duale erreichen.

Hier möchte ich einfach auf beinahe Selbstverständliches zurückkommen. So viel ist über Geschlechter und Geschlechtsliebe gesagt worden, Vater und Mutter blieben nicht unerwähnt. Es handelt sich doch bei allen theoretische Erwägungen immer um eine Frau und einen Mann. Beinahe jeder Mensch nimmt an, dass dann, wenn von einer Liebesbeziehung gesprochen wird, ein Mann und deine Frau gemeint sind.

So ist es, seit aus einem Geschlechtsorgan zwei Teile, zwei Hälften gebildet wurden.

Nun geht es darum, dass der Mann, um ein Mann zu sein, eine Frau braucht, denn was soll „Mannsein“ ohne Frau bedeuten? Eine Frau braucht, um eine Frau zu sein, einen Mann. Was soll sonst „Frausein“ bedeuten?

 

Das Männliche ist auf das Weibliche bezogen; das Weibliche ist auf das Männliche bezogen. Eine Frau wird Frau durch den Mann. Ein Mann wird Mann durch die Frau. Bei allem Egoismus, der die Menschen ausmacht, ist niemand nur für sich selber geschaffen worden.

e) Hundertprozentig Frau oder Mann sein?

Alle Kulturen, die es bis jetzt gegeben hat, waren sich der Tatsache nicht bewusst, dass ein Mann zu sein, oder eine Frau zu sein, nicht etwas Absolutes ist.

Es ist relativ. Es ist eine Frage des Prozentsatzes. Wenn du ein Mann bist, bedeutet das nicht, dass du ein hundertprozentiger Mann bist. Das kann niemand sein. Grundlegend sind wir alle Zwitter. Um ein hundertprozentiger Mann zu sein, musst du aus deinem Vater geboren sein, ohne dass die Mutter irgendetwas dazu beigetragen hat. Das ist unmöglich. Oder – um eine hundertprozentige Frau zu sein, könnte der Vater überhaupt nicht beteiligt sein. Wenn der Vater etwas beiträgt, kommen Samenzellen seine Gene, seine Chromosomen (die männlichen Elemente) dazu.... Du bist also beides..? Du bist „bi-sexuell“ - Mann und Frau, beides.

 

V. Kapitel

Ehe -

a). Der Grund der Gesellschaft

Einmal sagte jemand - „Die Ehe ist das Rettungsmittel der Liebe“. Das soll bedeuten ein Rettungsmittel gegen jene Liebe zu sein, die auf das ganze Geschlecht gerichtete Nichtliebe des Geschlechtstriebs, um zur wirklichen Liebe eines anderen bestimmten Menschen hinüber zu leiten. Also Liebe natürlich aus Egoismus.....,aber doch aus dem Ganzen des Egoismus durch Verbindung der beiderseitigen Egoismen...

Wir können doch nicht in der Welt allein sein, weil wir unserem absoluten Wesen nach nicht allein sind...

b) Die Verbindung vom Ich zum Ich.

Wenn ich von meinem Ich ausgehe, das sowohl mich selbst als auch mich, den Egoisten, meint, kann davon ausgegangen werden, dass ich meine Worte zum Du des Lesers spreche oder schreibe.

Wir begegnen allen Menschen dieser Erde nicht auf rein körperlicher oder rein geistiger Ebene.

c) Hoffnung.

Ist Hoffnung eine Anleihe auf das Glück? Das vollkommene Glück möge nicht vergehen, es soll sich nicht im vergänglichen Zeitraum ereignen, sondern als Ewigkeit erhalten bleiben. Welcher Mensch dieser Erde kann sich die Ewigkeit vorstellen?

d) Krisen.

Mann und Frau sind in ihrer Art unterschiedlich. Kein Mann kann mit einer Frau so sprechen, wie er mit seinem besten Freund spricht; keine Frau kann mit einem Mann so sprechen, wie sie zu ihrer Freundin spricht. Unterschiede sind enorm.

e) Ego.

Wenn Heiterkeit das Leben ausmacht, ist das Leben, ob als Sigle oder als Paar, leichter und harmonischer. So hat auch das Interesse an Liebe und Sex eine grundlegende Bedeutung, wir sind auf diesem einfachen weg entstanden.

f) Vereinigung

Zwei Menschen, Mann und Frau, als freie Personen können sich lieben, jedoch nicht gegenseitig ihre Freiheit nehmen, sei es im Ganzen oder in Bezug auf ihre Geschlechtsteile und deren Gebrauch, sie können sich nicht gegenseitig in Grab der Freiheit legen. Vereinigung der Körper ist weit mehr als ein Vertrag (für eine Ehe). Der Wunsch nach Vereinigung besteht unbewusst immer in uns, prägt sich in bestimmten Lebenszeiten deutlich aus.

g) Liebesglück

Einige Paare zelebrieren den Geschlechtsakt, als begingen sie etwas Verbotenes; während er seine Frau unter der Bettdecke streichelt, weil der Geschlechtstrieb seine Hand führt, denkt er über religiöse Gebote nach und wie dieser Sex, diese Schuld, diese Sünde, transzendiert werden kann. Es fällt ihm schwer, die Gedanken los zu werden, die ihm anerzogen worden, die in seien Genen lebendig sind. Wenn keine Angst da ist, kann die Ejakulation für Stunden, sogar für Tage hinausgeschoben werden; lieben muss musikalisch sein - harmonisch; in der Erregung wird Energie verschwendet, in der Ruhe zu lieben ist meditativ. Zwei Körper treffen sich und entspannen. Sie gehen in den Sex und entspannen.

h) Jedermanns Problem

Wer will über Sex diskutieren? Niemand. Dabei ist Sex Jedermanns Problem.

Jeder glaubt, dass er darüber Bescheid weiß. Keiner will Liebe diskutieren? Dabei ist nicht jeder ein Liebender. Schauen wir das Leben an. Ein Stück wird gespielt; es wird agiert; es ist nicht authentisch; großes Kino in Reproduktion.

i) So wie wir sind

Noch einmal erwähne ich Sigmund Freud, der sagte dass wir Menschen neurotisch zur Welt kommen. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn wir werden in eine neurotische Welt hinein geboren. Nur das fühlende Herz kann den Sinn, die Richtung von dem geben, was echte Bedürfnisse sind; wenn sie unterdrückt werden, gelten symbolische Bedürfnisse als Ersatz. Das Bedürfnis nach Liebe kann zum falschen Weg führen.

j) Zusammen eins werde.

Natürlich ist das Denken im Alltag nicht einfach auszuschalten, aber wir sprechen hier nicht vom Alltag, in dem Denken analytisch ist. Es teilt, es spaltet Dinge. Das Fühlen hingegen einigt synthetisiert, macht die Dinge eins. Wenn jemand sagt: “Ich liebe dich“ kann wohl bemerkt werden, ob das nur ein Gedanke oder ob es ein Gefühl ist, aus dem heraus gesprochen wurde. Wenn es nur ein Gedanke war, dann fehlt etwas. Das viele Sehnen, das große Lust auf Sex überall in der Welt gibt es nicht. Es ist, weil kaum jemand Sex als totalen Akt genießen kann. Die Welt war früher sexueller.

Dieses Sehnen zeigt, dass das Echo fehlt. Menschen denken darüber nach; sie genießen es, darüber zu lesen, Bilder zu sehen, sie genießen die Pornographie-!

Aber wenn der tatsächliche Augenblick für Sex kommt, spüren sie plötzlich, dass sie kein Interesse mehr haben. Sie spüren, dass sie impotent wurden.

k) Jede Zelle ist eine Sexzelle

Beide Partner geben einander viel Energie, indem sie miteinander verschmelzen.

Sie werden zu einem Kreis. Was geschieht in diesem Kreis? Du wirst ein Teil der existentiellen Kraft. Du wirst ein Teil des ganzen Kosmos. Dieser Augenblick ist ein Augenblick der großen Schöpfung. Zwei sind eine Einheit.

Sie geben einander Leben und erneuern Leben.

Als du gezeugt wurdest, trafen sich zwei Sexzellen und dein Sein wurde geschaffen. Diese beiden Sexzellen sind überall in deinem Körper. Sie haben sich vervielfältigt und aus der Vielfalt vervielfältigt. Aber deine Grundeinheit bleibt die Sexuelle.

VI. Kapitel

Durch Bewusstheit verändert sich alles

Viele Dinge, mit denen wir umgehen, werden manifest, wenn Licht hineindringt. Das heißt: wenn die Dunkelheit überwunden ist, wird das, was wirklich ist, erkannt. Vergleichend meine ich, geht es jenen Menschen, denen unerwartet Liebe geschieht. Sie empfinden Freude. Diese Freude können Verliebte nicht für sich behalten, sie möchten teilen, sich mitteilen.

a) Wie wir sein sollen.

Wer den Anfang verpasst, wird auch den Schluss verpassen. Sex ist nur der Anfang, so steht es im ersten Sutra. Je enger das Zusammenlebe ist umso weniger glückt das Lüge und weckt Empörung. Das gleicht den verheißungsvollen Eintragungen auf einer Speisekarte, zu der köstliche Gewürze gehören; wenn das Menü serviert und dann gegessen wird, ist für einen Gewürzkenner leicht zu schmecke, dass da Lügen serviert wurden. Wem hilft die Empörung und warum ist sie so groß?

b) Gut sein

Unsere Welt scheint zu schwanken und unsere Entschlüsse oft unbegreiflich wie die Schöpfung Gottes, der aus der Unzahl der möglichen Welten gerade diese unsrige gemacht hat. Und er schuf einen Menschen, dessen Nachkommen auch sagen können: Ich bin ein Mensch; was ich will, das will ich auch nicht, aber es muss auf der Stelle geschehen.“ Die Frage: Können wir denn wollen, was und wie wir wollen? Ist denn das Wollen frei? Ist nicht viel mehr das Fühlen der Willensmacher und unser Wollen ein Müssen nach den Interessen unseres Fühlens?

c) Ein Naturverhältnis

Der richtige Egoismus ist immer nur der gemeinsame. Das ist eine Wahrheit, die sich umso fühlbarer macht, je enger die Menschen aneinander gebunden sind.

d) Ehe und Egoismus

Jeder Mensch ist für sich allein en Egoist. Er bleibt allein, denn die anderen sind auch Egoisten, immer nur das Ihre suchend, und nur darum zusammenfindend, und wieder auseinanderfliehend. Wir vollbringen sinnlos die Wunder der Bewegung und des Lebens in der Liebe, wie die ganze Welt es tut. Die ganze Welt ist Liebe.

Die Liebe hat die Gewalt. Sie hat nichts mit unseren Gedanken des Egoismus zu tun, mit unserer Selbsterhaltung, mit unserem Menschenbewusstsein.

Es geht ins Unsagbare; und wo es wirklich ins Unsagbare geht, da ist das nicht wegen unserer armseligen Sprache ; für alles, was wir nur irgend möglich verstehen, ist unsere Sprache reich genug. Es geht ins Unsagbare, weil es ins Unsagbare geht; weil das überhaupt nichts zu verstehen ist. Wir verstehen auch unser kleines Leben, unser Menschenleben nicht mit unserem Menschenverstand – mit dem wir es zu leben verstehen. Wir verstehen es nicht als Egoisten - und sind doch wach im Gedanken der alles bewältigenden Wahrheit.

 

VII. Kapitel Veränderung - Distanz

a) Wahllosigkeit

Hier begegnen wir einer anderen Eigenart der Liebe, sie zeigt uns, dass wir in der Liebe Dummköpfe sind. Unsere Aufmerksamkeit geht dahin, dass die Begeisterung eines Mannes nicht die Ursache in der geliebten Frau hat.

Die Liebesbegeisterung tritt auch da auf, wo sie ganz gewiss nicht durch die Frau erregt wurde und das ganze weibliche Geschlecht keinen Ruhm findet, nämlich in der Knabenliebe. Aber in Wirklichkeit – hier wie dort – ist die Liebe die Ursache, auch der von Natur aus „unnatürliche oder “missgeleitete“ Trieb äußert sich begeistert bis zur deliranten Erregung, bis zur Verrücktheit.

 

b) Die freie Liebeswahl

Die Heftigkeit und Selbstwahl der Liebenden könnte, wie A. Schopenhauer glaubt, eine bessere Nachkommenschaft hervorbringen als eine Verbindung, die von Eltern gewünscht wurde. Das ist zu bezweifeln; wir haben uns zu vergegenwärtigen, dass auch die Wahlverbindung stets eine Sache des Zufalls und der Gelegenheit bleibt. Zufall und Gelegenheit macht Liebe? Wir wollen nicht vergessen, dass in Wirklichkeit umgekehrt die Wahl eine geringe Rolle spielt, und bei Liebesverbindungen eher von Wahllosigkeit geredet werden müsste.

Hier erinnere ich an die ersten Kinder des ersten Menschen, die erste Lebewesen aus dem geteilten Geschlechtsorgan waren (einer hatte, was dem anderen fehlte). Vermutungen ranken sich um deren Leben. Sie lebten auf dem Land und wurden Bauern: Kain, Abel, Set, und deren Schwestern Awan und Azura.

Dass so viel gerade in unserer Zeit vergessen werden konnte, ist umso unbegreiflicher, weil niemals früher das Heiraten derart offenkundig und wahllos zustande gebracht worden ist, wie in unserer Zeit. Gewöhnlich verdient die Wahl gar nicht den Namen Wahl.

Besitz und Geltungsinteresse

Und doch ist das Liebesinteresse, mit all seinem Sieg über die Vernunft, gar nicht stärker in seiner Art als Besitz und Geltungsinteresse in ihrer Art sind, wo die Vernunft, das eigentlich individuelle Denken oder die Lebensfürsorge die entscheidende Gestalt hat: Man darf das Liebesinteresse nicht isoliert betrachten.

Der Zwang zum Besitz des Nötigen, zu dem uns der Hunger treibt, erscheint noch mächtiger, als der Zwang zur Liebe; und wer das Geltungsinteresse so nach seiner wirklichen fundamentalen Bedeutung ansieht, der wird auch den Zwang zu diesem Interesse wahrhaft nicht unterschätzen..

 

c) Der Süchtige wird nie satt.

Wo gibt es Liebe zum anderen Menschen die nicht unter der Überlegung - von diesem weg und in die Selbstliebe hinein - die sie in Wahrheit immer gewesen ist - umkehren möchte. Jede Liebe zum anderen hat einen Hintergrund. Die geschlechtliche Liebe verbindet die Menschen nicht für den Zweck der sexuellen Verbindung, sie kann auch in Gleichgültigkeit umschlagen, in Feindseligkeit, Hass und Rache. Wo bleibt da die Liebe um des anderen willen?

Wie leicht sind wir zu täuschen.

Wollust auf dem Grund der Grausamkeit und Grausamkeit auf dem Grund der Wollust, sowohl die Feindschaft als auch die Liebe möchten den anderen „fressen“;

die Liebe allerdings , um mit dem anderen ein Leben zu werden, die Feindschaft, um das Leben des anderen zu vernichten.

Wenn sich das Glück so in der Wirklichkeit machen ließe, wie in der schrankenlosen Phantasie des Masochisten und Sadisten, wenn das Leben sich wie die Phantasie spielen ließe....! Aber die Wirklichkeit des Lebens spielt anders.

Auch wenn sich Sadist und Masochist gefunden haben, fügen sie sich in dieser Paarbeziehung nicht. Auch wenn sie sich anfangs harmonisch entgegen gekommen sind. Der masochistische Teil wird nicht lange stillhalten und nicht immer zufrieden damit sein, seine Liebe durch Leiden zu bewähren....

Aber sein Egoismus kommt wieder.... Die Seele kehrt in seinen Leib zurück, der Masochist wird wieder Individuum.....!

Die Fälle sind selten, wo Sadist und Masochist zusammen kommen.

Perversität

Jeder pathologische Zustand scheitert an der Wirklichkeit. Die Befriedigung der Phantasie entfernt immer weiter von ihr. Die Kraft versiegt wie der Fluss in der Wüste. Die große Gefahr besteht schon in der gewöhnlichen Onanie. Die Gefahr ist umso größer, wenn nur das geschlechtliche Empfinden gespürt wird, noch bevor die wirkliche Neigung zu einem Menschen des anderen Geschlechts entflammt ist, so dass die geschlechtliche Fähigkeit nicht die gehörige Zeit zur Entwicklung hat, ist Vorsicht geboten. Es fehlt die Sammlung im eigentlichen Sinn des Wortes. Es sind Jahre für die Entwicklung nötig, bis die Geschlechtlichkeit über das bloße Empfinden hinaus wachsen kann.

Die Organgefühle in den Geschlechtsteilen, die einen Menschen zum Antrieb der Verbindung eines Geschlechtsteiles mit dem ergänzenden Geschlechtsteil des anderen Menschen dienen sollen, sind im höchsten Maße lustbringend. Der Mensch ist aber ein Egoist und hat subjektiv nur mit seinem Geschlechtssteil zu tun, gar nicht mit der objektiven Veranlassung. So ist eigentlich nicht der Geschlechtsakt, sondern nur die Lust sein Begehr. Es liegt nahe, dass auch diese große Gelegenheit zum Missbrauch der Macht führt: Es wurde wahrscheinlich noch nicht genug Aufmerksamkeit auf die Abnormitäten bei den für ganz normal gehaltenen Menschen gelegt.

Dazu gehören die Veränderung und Verkehrung, die Perversion des Geschlechtscharakters, diese bewirkt die Störung des ganzen Menschencharakters nach seiner Bestimmtheit, Klarheit, und Sicherheit seines Bewusstseins.

 

d) Auflösung einer unglücklichen Ehe

Beinahe für jeden Menschen ist etwas heilig und etwas nicht heilig.

Wir sind davon ausgegangen, dass die Ehe ein Sakrament der Liebe ist. Es heißt, dass es für Ehegatten eine lebenslange, unlösbare Verpflichtung ist. Hier geht es um die Liebe der Ehegatten und dass Sich-einander- Lieben nicht vertraglich gesichert werden kann. Mein Interesse gilt der wirklichen, persönlichen Freiheit. Die Auflösung der Ehe ist schwer zu beurteilen. Eine Lösung – wofür auch immer - sollte niemals der Willkür des Augenblicks und den wechselnden Stimmungen der Eheleute, sondern immer einer Prüfung überlassen werden. Nicht jeder Liebesbruch ist ein Ehebruch. Liebe ist noch keine Ehe.

Das wirkliche Erlöst-sein.

Wir haben vom egoistischen Menschen gesprochen; wir sprachen von dem Menschen, der im Besitz, in der Geltung und in der Ehre-Eitelkeit den Kern seines Daseins findet, auch von der Liebe in der Relativität sprachen wir. Das, so meine ich, kann noch nicht alles sein. Da ist oft und vielfach missverstandene geistige Liebe; nur wenige Menschen wissen, dass ihr wirkliches Selbst, ihr wirkliches Sein gar nicht genug Raum in ihrem Ich findet.

Im Geist, im Geistigen ist alles anders. Wir müssen diese beiden Teilungen in der Menschheit anerkennen. Ich möchte von der ganz einfachen Feststellung ausgehen, dass da viele Menschen sind, die ihrem Körper den Vorzug geben, als ihren Geist vom Körper beherrschen lassen, während es leider nur wenig gib, die mit ihrem Geist ihren Körper beherrschen. Das gilt, so denke ich, für ein harmonisches, gesundes Leben. Weil ich das nicht fortwährend betonen möchte, nenne ich sie die geistigen Menschen und jene, die ihre Körper „anbeten“ die ungeistigen.

Allein der Charakter - nicht das Geschlecht - ist entscheidend, um geistig oder ungeistig zu sein oder zu leben. Natürlich hat unser Leben einen anderen Geschmack, wenn es in ausschließlich geistiger Gesinnung gelegt wird, als wenn es sich in der lauten Gesellschaft, in der Welt der Bewegung ereignet. Das gilt für Mann und Frau gleichermaßen.

Immer wieder komme ich *auf die wunderbaren Verse im Hohelied. Die große Liebe ist das Höchste, wovon wir sagen können: die Liebe, womit Gott sich selber liebt. Mit dem Erleben dieser Liebe wird der Geist spürbar. Wer eine selige Stunde gehabt hat, der hat die ewige Seligkeit; und wahr wird alles, was die Liebe spricht. Wahr wird das Wort vom Himmel auf Erden; wahr wird das Wort vom Himmel, in dem sie alle gleich sind.

 

VIII. Kapitel

Wem gehört das Sterben?

Alles, was entsteht, ist es wert, dass es zugrunde geht. Als egoistisches Wesen will das Individuum niemals sterben, sondern immer leben. Es ist keineswegs sein Wille, leidend zu leben. Jedoch im höchsten Augenblick des Liebens, wo wir in der realen Idee der Gattung sind, hat die Liebe uns das Grab aufgeschlossen. Des Menschen Liebestrieb ist zugleich sein Todestrieb in der Tiefe der Realität, um in die Wesentlichkeit und Ursächlichkeit der Gattung, in den Urgrund der Bewegung von Leben und Tod zurück zu kehren.

Wem gehört das Sterben? Die Frage ist nicht sinnlos. Sie macht deutlich, dass es hier mehrere Aspekte gibt. Das Sterben gehört dem Sterbenden... Das Sterben gehört der Medizin? Das Sterben gehört Gott?!

Damit wäre gemein, dass das Sterben niemandem gehört, weder dem Sterbenden noch der Medizin noch der Gesellschaft. Das Sterben steht am Rande der Welt; es ist in jedem individuellen Fall das Ende der Welt. Deshalb gehört es der Welt nicht. Das Sterben ist Ausdruck des schlechterdings Nichtverfügbaren. Wie es bei Shakespeare heißt: „Du bist Gott einen Tod schuldig“. Wem also gehört das Sterben? Und wem gehört das Leben?

Auszüge aus dem Buch